Was bedeutet im 5BN-Kontext eine „Etikette”?
Unter einer Etikettierung versteht man ein Schlagwort, hinter dem sich ganz unterschiedliche SBSe verbergen können. Viele schulmedizinische Diagnosen sind „Etikettierungen”, weil wir aufgrund des Wortes nicht wissen können, welches SBS eigentlich gemeint ist.
Im Alltag erleben wir eine Etikettierung z.B. bei Dosensuppen: Hier gibt es auf der Dose ein Etikett, das beschreibt, welche Inhaltsstoffe sich in der Suppe befinden. Der erfahrene Verbraucher weiß jedoch sehr genau, dass das, was drauf steht, nicht unbedingt dem entsprechen muss, was sich darin befindet.
Beispiel: Multiple Sklerose (MS).
Die Symptome, die sich hinter einer MS verbergen können, sind vielfältig: Bei dem einen Patienten gibt es sensorische Ausfälle, der nächste hat motorische Symptome, ein anderer hat Symptome an den Augen, wieder ein anderer hat gar keine Symptome, sondern nur auffällige Entzündungsherde im CT. Auch der Verlauf einer MS ist absolut individuell.
Wenn wir nun also gefragt werden, welche Konflikt hinter MS steht, dann ist diese Frage nicht zu beantworten. Denn: Wir wissen ja gar nicht, was der Fragende mit MS meint. Die möglichen SBSe und damit verbundenen Symptome sind zahlreich und die Frage ist somit schwer zu beantworten.
Natürlich gibt es pro Etikettierung meist eine gewisse Bandbreite an in Frage kommenden SBSen. Dabei gibt es Etikettierungen, hinter denen sich nur wenige SBSe verbergen können, bei anderen sind sie jedoch sehr zahlreich.
Beispiel „Migräne”
Hier kommen unzählige SBSe in Frage:
-jeder Knochen im Schädelbereich (kann in PCL Schmerz erzeugen oder durch Schwellung umliegende Nerven abklemmen)
-jeder Halswirbel (kann in PCL Schmerz erzeugen oder durch Schwellung umliegende Nerven abklemmen)
-jeder Nerv, der im Schädel- / Schulterbereich verläuft (Nerven schmerzen in PCL)
-sämtliche SBSe, die ihre Relais im vorderen Großhirnbereich haben (in PCL schwellen die Relais an und erzeugen durch Druck aufs Perikranium-Relais Kopfschmerz)
-sämtliche SBSe, die durch Druck auf den Sehnerv die sog. „Aura” (Migräne-assoziierte Sehstörungen) erzeugen können
-sämtliche SBSe, die im Stammhirn durch Schwellung des Relais das Brechzentrum beeinträchtigen und Übelkeit erzeugen (oft ein Begleitsymptom von Migräne)
Darüber hinaus gibt es noch folgendes Problem:
Selbst wenn ich mir bewusst bin, dass sich hinter einer Etikettierung mehrere SBSe verbergen können, sollte ich mir darüber hinaus bewusst sein, dass auch die Etikettierung an sich nicht stimmen kann. Bei Untersuchungen, Laborwerten, etc. geschehen immer wieder Fehler, die auch zu falschen Diagnosen führen können. Ebenso ist es möglich, dass die Symptome, die zur Diagnosestellung geführt haben, nur vorübergehend waren und heute gar nicht mehr vorhanden sind.
Andere Beispiele für Etikettierungen:
-Migräne
-Durchfall
-Grippe
-Erkältung
-Herzinfarkt
-Hypertonie
-Schlaganfall
-Allergie
-Krebs
Wenn wir all diese Etikettierungen hören, wissen wir grundsätzlich nicht genug, um zu wissen, um welches SBS es sich handelt.
Der korrekte Umgang mit Etikettierungen:
1. Seien Sie sich bewusst, dass es sich um eine Etikettierung handelt, hinter der sich mehrere SBSe verbergen können.
2. Seien Sie sich bewusst, dass auch die Etikettierung an sich nicht stimmen kann.
3. Versuchen Sie, möglichst unvoreingenommen die Symptomlage zu spezifizieren (z.B. „Wo genau tut die Migräne weh? Wie läuft sie ab? Welche Dynamik gibt es?”).
4. Anhand der Symptome sollten sich wenige SBSe eingrenzen lassen. Wenn diese klar identifiziert sind, kann man sich der Frage der Konfliktsituation widmen.